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Museum Arbeitswelt Steyr

2. November 2017CD, Logo, WWWATT

Der Dreißiger gehört gefeiert, das ist allgemein bekannt. Das Museum Arbeitswelt Steyr gibts auch bereits seit 30 Jahren, das ist allgemein vielleicht weniger bekannt. Neben der Feier selbst, die Ende April stattfand, gibt es zu diesem Anlass auch ein neues Erscheinungsbild.

Und dazu gibt es etwas Wichtiges zu sagen: Katrin Auer und ihr Team sind Kunden, wie man sie sich wünscht. Begeisterungsfähig und mutig und immer mit einer eigenen Meinung, vor allem was die Inhalte betrifft. In Gestaltungsfragen genießen wir großen Freiraum. Und das sieht man am gesamten Projekt – inhaltlich sowie formal. Zum Beispiel an der Website. Und an den Flyern und Plakaten und den Merchandise-Artikeln aber vor allem natürlich bei einem Besuch im Museum.

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Menschsein

Angesichts der Geschehnisse der letzten Tage, Wochen, Monate, eigentlich Jahre fällt es schwer, die richtigen Worte für die Themen Menschsein und Zusammenleben zu finden.

Zu schwer lasten die Bilder von den abertausenden vor dem Tod fliehenden Menschen und den unzähligen toten Flüchtlingen – Frauen, Männer, Kinder – alles zusammen Menschen – auf meinem Gemüt und Gewissen.

Ich weiß nicht, was an Gefühlen bei mir überwiegt. Es mischen sich Wut, Trauer, Mitgefühl, Hilflosigkeit, … zu einer schweren Bürde, unter der wirkliches Menschsein immer unmöglicher zu sein scheint. Es auch nur annähernd auszudrücken und zu beschreiben ist mir unmöglich.

Das Gefühl für den einzelnen Menschen – das Individuum – scheint völlig verloren zu gehen. Das Elend und der Tod von Menschen scheint nur noch erträglich zu sein, indem man dieses Elend und diesen Tod in anonyme, statistische Zahlenwerke packt. Es macht für die eigene Emotion keinen Unterschied mehr, ob 20, 200 oder 2000 Menschen im Mittelmeer ertrinken oder in Lastwägen ersticken. Der Umstand des Todes schockiert vielleicht noch, nicht die Anzahl derer, die ihr Leben verloren haben. Der Mensch in seiner Einzigartigkeit, mit seiner ganz individuellen Geschichte, seinen Eltern, Geschwistern, Kindern, Freunden, … er verkommt zu einem Teil eines unerträglichen Großen/Ganzen, dessen Grausamkeit und Tragik sich nie und nimmer in Worte fassen lässt. Einzig die räumliche Nähe eines Ereignisses – siehe Burgenland – führt noch zu einer, wie ich meine, schnell – vorübergehenden Empörung und eines unbestimmten, kollektiven Gefühls, jetzt doch endlich etwas dagegen tun zu müssen. Zumindest unsere Grenzen sollten wir sichern und die Heimat schützen, das lehren uns die Plakate. Und ich kann gar nicht so schnell erbrechen, wie mir bei diesen Parolen schlecht wird.

Der Talmud-Spruch „achte auf deine Gedanken, denn sie werden zu deinen Worten, achte auf deine Worte, sie werden zu deinen Handlungen, achte auf deine Handlunegn, sie werden zu deinen Gewohnheiten, achte auf deine Gewohnheiten, sie werden zu deinem Charakter, achte auf deinen Charakter, er wird zu deinem Schicksal, dieser Spruch bekommt in der Flüchtlingsdiskussion eine bedrückende Aktualität.

Die Wortwahl im Bereich Asyl und Flüchtlinge zeigt mit erschreckender Deutlichkeit, wie viele, viele Menschen versuchen, die Realität nicht aushalten zu müssen, sie möglichst intensiv und selbstgefällig zu verdrängen, um nicht aktiv werden zu müssen:

Von „FlüchtlingsSCHWÄRMEN“, „AusländerFLUT“, „FlüchtlingsWELLEN“, „ÜBERSCHWEMMUNG mit Asylanten“, „AsylKATASTROPHE“, „AUFGREIFEN von Flüchtlingen“ ist die Rede. Die Assoziation mit Kriminalität, Naturkatastrophen und Insektenplagen führt zu der erwünschten Entmenschlichung der Betroffenen, sie befreit ja – was scheinbar leicht im großen Kollektiv funktioniert – von jeder Verpflichtung, sich menschlich äußern oder gar handeln zu müssen. Diese Entwicklung macht mir einfach Angst! Sie weckt Erinnerungen an längst vergangen geglaubte Zeiten.

Die von mir getroffenen Bemerkungen projiziere ich zu einem wesentlichen Teil auf die politische Ebene.

Aus diesem Grund meine ich, es braucht Ecken und Kanten in der Politik, die den Menschen die Sicherheit geben, dass nicht Hetze und Entmenschlichung die Oberhand gewinnen können, sondern dass am Ende die Menschheit nur mit einer am Wohl ALLER Menschen orientierten Politik überleben kann getreu dem Artikel 1 der Genfer Menschenrechtskonvention: Alle Menschen sind frei und gleich an Würde und Rechten geboren.

Als einen in der Wichtigkeit der Politik gleich zu setzenden Faktor sehe ich aber die Zivilgesellschaft, ein neben den Medien unverzichtbares Korrektiv und Gegengewicht zur Politik.

Es braucht eine Stärkung eben dieser Zivilgesellschaft und dazu braucht es noch mehr Menschen, die bereit sind, gegen einen irrgeleiteten vermeintlichen gesellschaftlichen Mainstream aufzustehen und Menschlichkeit einzufordern. Niemand sollte ruhig bleiben, wenn in einem der reichsten Länder der Welt Flüchtlinge=Menschen auf dem Boden oder in Zelten schlafen und gar hungern müssen! Warum schweigen so viele??

Es braucht den Schulterschluss der an der Menschlichkeit – und nicht am nächsten Wahltag orientierten politischen Kräfte mit einer selbstbewussten, lauten Zivilgesellschaft und verantwortungsvoll agierenden Medien als kontrollierende Säule einer Demokratie.

Stehen wir gemeinsam auf für Menschlichkeit und gegen die Kräfte, die die Gesellschaft aus sehr niederen, eigennützigen Motiven spalten, gegen die Kräfte, die die Menschen in Gute und Böse einteilen: in gute Inländer und böse Ausländer, in gute Arbeitende und böse Arbeitslose, in gute Heterosexuelle und böse Homos, die guten Christen und die bösen Andersgläubigen, … die Liste ist beliebig fortsetzbar. Stehen wir auf für einen humanistischen Grundkonsens in unserer Gesellschaft, der möglichst viel Platz bietet für unterschiedlichste Weltanschauungen. Es braucht nicht nur eine Globalisierung der Wirtschaft und der Finanzen, es braucht zu allererst eine Globalisierung der Menschlichkeit.

Nur so wird es möglich sein, die Stacheldrähte in den Hirnen und Herzen der Menschen niederzureißen und Solidarität und Mitmenschlichkeit weg von hohlen Worthülsen in Sonntagsreden wieder zur obersten Triebkraft politisch-menschlichen Handelns zu machen. Viel mehr Menschen als man uns derzeit glauben machen möchte, warten auf solch eine Ermunterung. Geben wir ihnen, verdammt noch einmal, diese Ermunterung! Hier, jetzt, kompromisslos!

Rede von Dr. Michael Schodermayr
anlässlich der Kundgebung „Flüchtlinge willkommen“, 3. Oktober 2015

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